Die Gefahren, wenn Tech-Unternehmen sich fälschlicherweise als „KI-Unternehmen“ bezeichnen: Rechtliche Risiken, Marktüberbewertung und echte Innovation

Weil der globale Markt für Künstliche Intelligenz (KI) boomt sind viele Start-ups und SaaS-Unternehmen geneigt sich selbst als „KI-Unternehmen“ zu vermarkten. Doch hinter den Schlagworten verbirgt sich bei einer erheblichen Anzahl dieser Firmen lediglich ein API-Mantel (API Wrapper), der das gesamte Produkt auf Drittanbieter-KI-Plattformen wie OpenAI aufbaut, ohne selbst proprietäre KI-Technologie zu entwickeln.

Dieser Trend ist Teil des breiteren Phänomens des sogenannten AI Washing und bringt erhebliche rechtliche Risiken mit sich – etwa durch mögliche Falschdarstellungen oder Klagen wegen Anlegerbetrugs – und führt zu künstlich aufgeblähten Unternehmensbewertungen, wodurch eine riskante Blase im Bereich Wagniskapital und am breiteren Markt entsteht.

KI entwickeln vs. auf KI aufbauen

Ein zentrales Problem besteht darin, den Unterschied zu verstehen zwischen:

  • KI zu entwickeln: Entwicklung eigener KI-Algorithmen, -Modelle oder Datensätze, Ausdruck echter Innovation und bedeutender F&E-Investitionen.

  • Auf KI aufbauen: Nutzung bestehender KI-Plattformen über API-Integrationen zur Produktentwicklung – im Grunde genommen Hüllen ohne eigene KI-Entwicklung.

Unternehmen, die auf KI aufbauen, ähneln eher Wiederverkäufern oder Integratoren. Wenn sie sich als „KI-Innovatoren“ oder „KI-Unternehmen“ bezeichnen, laufen sie Gefahr, ihre Fähigkeiten zu überschätzen.

Mögliche rechtliche Risiken durch AI Washing

  • Wertpapierbetrug: Investoren, die durch übertriebene KI-Aussagen getäuscht wurden, können rechtliche Schritte einleiten, wenn sich die Angaben als bewusst irreführend erweisen.

  • Verletzung des Datenschutzes: Wenn APIs Nutzerdaten an Drittplattformen weiterleiten, kann dies gegen Datenschutzgesetze verstoßen – insbesondere wenn keine klare Einwilligung oder Offenlegung erfolgt.

  • Verbraucherschäden: Produkte, die nicht die versprochene KI-Funktionalität liefern, können zu Reputations- und finanziellen Schäden bei den Nutzern führen.

In den USA hat die Securities and Exchange Commission (SEC) bereits Klagen gegen Anlageberater eingeleitet, die ihre Nutzung von KI-Technologien falsch dargestellt haben. Auch die Federal Trade Commission (FTC) hat angekündigt, „gegen irreführende KI-Aussagen vorzugehen“.

Im Vereinigten Königreich können irreführende oder schlicht unwahre Aussagen von Unternehmen zu Investorenklagen auf Basis von Schedule 10A des Financial Services and Markets Act 2000 (FSMA) führen.

In der Europäischen Union schreibt Artikel 50 des AI Acts Transparenzpflichten für Entwickler und Nutzer vor. Auch die Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken untersagt in den Artikeln 5–7 irreführende Aussagen gegenüber Verbrauchern.

Auswirkungen auf den Markt: Aufgeblähte Bewertungen und nicht nachhaltige Geschäftsmodelle

Der KI-Hype hat große Mengen an Risikokapital auf der Suche nach bahnbrechender Technologie angezogen. Doch viele API-basierte Unternehmen treiben ihre Bewertungen mit oberflächlichem KI-Branding nach oben, statt mit echter technologischer Substanz. Dies führt zu:

Risikofaktor Beschreibung
Marktsättigung Zahlreiche, sich ähnelnde API-Tools konkurrieren aggressiv miteinander.
Abhängigkeit von Plattformen Änderungen an Funktionen oder Nutzungsbedingungen von Drittanbieter-APIs können den Unternehmenswert sofort beeinträchtigen.
Rentabilitätsrisiken API-Kosten und mangelnde Differenzierung drücken auf Marge und Wachstum.
Investorenrisiken Überbewertungen durch KI-Hype können zu plötzlichen Einbrüchen und Verlusten führen.

Risikominimierung: Best Practices für Unternehmen und Investoren

  • Interne Richtlinien fördern, die verantwortungsvolles KI-Marketing, Governance und ethische Nutzung regeln.

  • Gründliche Due-Diligence-Prüfungen durchführen, um echte KI-Innovation von API-basierten Diensten zu unterscheiden.

  • Klienten zu klaren, genauen und belegbaren Aussagen beraten – keine pauschalen KI-Versprechen ohne Nachweis.

  • Transparente Informationen für Verbraucher über den Einsatz von Drittanbieter-KI, Datenverarbeitung und technische Grenzen sicherstellen.

  • Laufende regulatorische Entwicklungen – insbesondere von FTC und europäischen Behörden – beobachten und einhalten

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